Werktags 7.30 Uhr: Ein Autobus am Bahnhofsvorplatz in Liezen. Nichts ungewöhnliches für diesen Ort. Beschwingt, voller Energie und Tatendrang laden winterlich bekleidete Menschen freudig Skiausrüstung und Rucksäcke in den Bus.
Freuen: Auf eine unmittelbar bevorstehende Dachstein-Querung mit dem Alpenverein Liezen. Los geht´s!
Beginnen wir mit dem Ende
Ins Tal begleitet von Manfred Lidl erreichten wir überpünktlich Obertraun. Der geplanten Abfahrt um 16 Uhr stand somit nichts im Wege. Einige Klogänge, Erfrischungszigaretten und Kaltgetränke später startete Herr Hans, unser Buschaffeur, den Bus und es ging wieder zurück nach Liezen. Ein gut gelaunter Busfahrer – auch deshalb, weil er wegen uns den Antenne Steiermark-Schulskitag versäumt hatte – brachte uns kurzweilig zurück.
Beim Standort Trautenfels-Kreuzung geschah es: Tante Ingrid machte sich zum Aussteigen bereit und gleichzeitig haben wir etwas Sensationelles erfahren. „Tante Ingrid war Narzissenkönigin“, wurde aus der vorvorvorletzten Reihe in die letzte Reihe zurückgeflüstert. Ein Wahnsinn, meinen wir und widmen ihr jetzt diesen Bericht. Eine wirklich tolle Idee!
Tante Ingrid: Ein Damals – Heute Vergleich?
Wir haben zwar fleißig gegoogelt, konnten aber keine genaueren Angaben zur Regentschaft recherchieren. Vermutlich war es vor dem Jahr 2000 ;-). Aber ihr könnt Euch selbst auf die Suche machen.
Dachstein: Do samma dahoam, Ski heil!
Wir kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, wenn wir jetzt versuchen, die Worte von Manfred Lidl, Alpenverein-Urgestein in Liezen und Reiseleiter dieser Dachsteinquerung, in Worte zu fassen und niederzuschreiben.
Ein Versuch: „Es erwartet Euch der Dachstein, die mit rund 30 km Länge längste Skiabfahrt der Republik . Eine sagenhafte Höhendifferenz, die in den Alpen kaum sonstwo zu finden ist. Gute Versorgung, der Dachsteingletscher, die Simonyhütte, der schöne Ausblick in die Ostalpen, ein Unesco-Weltkulturerbe und passend dazu noch ein traumhaft sonniger Tag. Bitte genießt es! Do samma dahoam, Ski Heil!“
Gespickt mit einigen organisatorischen Belanglosigkeiten und dem Ausrüstungscheck wurde die Eröffnungsrede mit der Vorstellung von Kurt und Gerhard, unseren beiden anderen Tourenführern, abgeschlossen. Das alles hat Tante Ingrid nicht mitbekommen, sie stieg erst in Gröbming in unseren Bus zu.
Nur auffi auf den Dachstein
In Ramsau am Dachstein ging es Schlag auf Schlag. Raus aus dem Bus. Noch einmal richtig aufs Klo. Ticket für die Seilbahn abholen und anstellen. „Einzeln abholen. Das gilt auch für Ehepaare.“ Wir bestiegen zwar nicht die erste Gondel des Tages, aber die in der dritten waren wir bestimmt drinnen – nein drauf, am Panoramabalkon sogar.
Inmitten des zauberhaften Panoramas ging es schwebend in Richtung Dachstein-Bergstation. Oben angekommen gab es noch Skywalk und die Stiege ins Nichts für einheimische Touristen im Eilzugstempo – ehe es für uns Tourengeher und Skifahrer in den verschiedensten Gruppen losging.
Ruhe, Besonnenheit und Tiefschnee
Was wir nicht alles gelernt haben. Ruhe, Besonnenheit und praktische Tipps vom Profi Manfred. Ob beim Aufstieg, beim Gipfelpanorama-Rundblick und heiterem Gipfel-in-der-Ferne-Raten oder beim Durch-den-Tiefschnee-wedeln. Er stand uns den ganzen Tag mir Rat und Tat zur Seite. Ein für mich sehr beeindruckendes Erlebnis in unserem schnelllebigen Alltag. Sich mit einer Ruhe soviel Zeit für die Jugend (Anm. ich spreche schon noch von mir) zu nehmen und dabei nicht auf die Tante Ingrid zu vergessen.
Tante Ingrid ist nicht das Schlusslicht
Ingrid ist die Tante von Leni. Leni ist die Schwester von Wolfi. Jetzt kennen wir uns aus. Ingrid ist Fotografin in Gröbming und das habe ich als Schlusslicht bei unserer Abfahrt vom Dachstein-Plateau bis zum Wiederanstieg in Richtung Simonyhütte hautnah erleben dürfen. Ein Fotomarathon. So blieb schließlich mir zur Rast in der Hütte nur kurz Zeit, aber ich durfte die beiden Damen bei ihrem Winter-Fotoshooting des Jahres am Dachstein bewundern.
Treffpunkt Dachstein
Wem wir sonst noch so alles begegnet sind: Dem Paul Sodamin. Kennt jeder, oder? Schwingend und knipsend durch den Tiefschnee ist er uns entgegen gekommen. Er hat auch einen Teil unserer Gruppe fotografisch festgehalten – ein herzliches Danke dafür.
Und dann noch den Michael Stix. Er war gerade dabei, mit einem Fatbike, einem Mountainbike für den Wintereinsatz, den Dachstein zu überqueren. Solche Fatbikes kann man sich ausborgen in Ramsau. Sollte man auch einmal gemacht haben.
Und wenn wir schon bei der Werbung sind: Von Paul Sodamin sollte man sich auch ein Buch kaufen.
Zum Schluss die Einleitung.
Es war einmal. Ein weißer, unversperrter Puderzucker-Teppich am Dachstein in der Steiermark. Geblieben ist das Bild vom unberührten, jungfräulichen Tiefschnee zwischen den Dachsteingipfeln, das Gefühl von purer Lebenslust und in den Ohren noch unser Jubel, der über den Dachstein weit ins Steirerland hallt. Eine Bergidylle.
Links:
- Alpenverein Liezen
- Paul Sodamin – Berg & Skiführer und Autor
- Fatbikes on Snow – Ramsau
- „Tante“ Ingrid Wegscheider
- PedalritterInnen
- Bikefex
Fotos: Enrico Radaelli, Sabine Hoffmann, Paul Sodamin, Michael Stix, Ingrid Wegscheider, Leni Krenn
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